Kaiser Karl: Buchmalerei aus dem 9. Jahrhundert (c) Edition il Bulino 154v

Karl regierte ein Entwicklungsland

Karl der Große war der zweite Karolinger an der Spitze des fränkischen Reiches. Eine Generation zuvor hatte sein Vater Pippin die fränkische Königsdynastie der Merowinger entmachtet. Ihre Herrschaft war von ständigen Bruderkriegen und Reichsteilungen überschattet gewesen. Auch der junge Karl regierte zunächst nur einen Teil des Reiches. Erst nach Konflikten mit seinem Bruder wurde er zum alleinigen König der Franken.

Karl regierte eine Großmacht, aber er begriff auch, dass sein Reich weit hinter der antiken, der byzantinischen und der islamischen Zivilisation zurückstand. Seine zahlreichen Neuerungen auf kulturellem, wirtschaftlichem und wissenschaftlichem Terrain sollten diesen Abstand verringern. Man bezeichnete sie später als „karolingische Renaissance“.

Die abgebildete Buchmalerei stammt aus einer mittelalterlichen Handschrift. Sie geht auf ein verlorenes Original zurück, das wenige Jahre nach Karls Tod entstanden war. Der Bildausschnitt zeigt Karl in der Kleidung fränkischer Könige. Auf dem vollständigen Bild erkennen wir neben ihm seinen älteren Sohn Pippin und unter ihnen einen Schreiber.

Oberitalienische Handschrift, 9. Jahrhundert
Modena, Edition il Bulino 154v

 

Der regierende Karl

„Er kleidete sich nach der nationalen Tracht der Franken: auf dem Körper trug er ein Leinenhemd, die Oberschenkel bedeckten leinene Hosen; darüber trug er eine Tunika, die mit Seide eingefasst war. Die Unterschenkel waren mit Schenkelbändern umhüllt.“

(aus: Einhard, Das Leben Karls des Großen,
verfasst um 840)

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