AV Foto Uschi Placzek-Brandt

Archäologische Vitrine

Immer wieder werden bei Tiefbauarbeiten in Aachen bedeutende archäologische Funde gemacht. So auch auf dem Gelände des Elisengartens. Wissenschaftler entdeckten hier bei systematischen Grabungen zwischen 2007 und 2010 etwa 70 000 geschichtsträchtige Objekte von der Jungsteinzeit bis zum späten Mittelalter. Die „Archäologische Vitrine“, eine leichte Edelstahlkonstruktion des Aachener Büros kadawittfeldarchitektur, gewährt einen 60 Quadratmeter großen Einblick in die ursprünglich 2000 Quadratmeter umfassende Grabungsstelle.

Feuerstein vom Lousberg

Die ältesten Funde, die in der Archäologischen Vitrine zu sehen sind, stammen aus dem mittleren Neolithikum (4700 – 4550 v. Chr.): ein Arbeitsplatz – ein sogenannter Sitzstein – und halbfertige Steinbeile. Zur Herstellung der Beilklingen verwendeten die Handwerker Feuerstein, der spätestens seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. auf dem Lousberg abgebaut wurde. In der frühen Römerzeit, um Christi Geburt, war Aachen 20 bis 30 Hektar groß. Die Ausgrabungen zeigen, dass die Menschen damals in Fachwerkhäusern wohnten. Im Laufe des 1. Jahrhunderts baute man auch erste Steingebäude mit Ziegeldächern und bemalten Wänden. Zur gehobenen Wohnausstattung zählten Wand- und Fußbodenheizungen (hypocausta). Reste einer solchen Anlage des 3. Jahrhunderts sind in der Archäologischen Vitrine zu sehen.

Arztbesteck der Römerzeit

Im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. erlebte „Aquae Granni“ seine Blütezeit. Handwerker und Händler prägten das Stadtbild. Wichtigster Standortfaktor waren die Heilquellen. Rund um den Büchel entstanden Thermalbäder und Tempel. Eines der Gebäude war wohl eine Herberge, deren Relikte die Forscher im Elisengarten entdeckten.

Hier waren in beheizbaren Räumen von je zwölf Quadratmetern Badegäste und Patienten untergebracht. Sonden zur Wundversorgung und eine feststellbare Pinzette, welche die Archäologen ausgruben, zeugen von medizinischer Versorgung.

Im 2. Jahrhundert wurde in der Herberge ein kleiner Tempel (aedicula) eingebaut. Welche Gottheit die Einwohner dort verehrten, ist nicht bekannt. Bereits Ende desselben Jahrhunderts gab man das Heiligtum wieder auf. Einige römische Gebäude blieben bis weit ins Frühe Mittelalter hinein bewohnt. Spätestens seit dem 8. Jahrhundert entstand – teils innerhalb der spätrömischen Befestigung – eine Pfalz. Um 800 ließ Karl der Große die Marienkirche bauen. Aus der karolingischen Zeit stammen Reste eines Grabes und der Teil eines Kellers.

Kämme aus Knochen

Normannenüberfälle Ende des 9. Jahrhunderts könnten dazu geführt haben, dass die Zahl der Einwohner im 10. und 11. Jahrhundert zurückging. Um 1100 stieg sie wieder sprunghaft an. Die letzten römischen Mauern wurden abgebrochen. Das Steinmaterial verwendete man für neue Bauten, zum Beispiel für den Stadthof der  Benediktinerabtei Stablo-Malmédy, von dem große Mauerreste erhalten sind. In den ehemaligen römischen Fundamentgräben fanden sich Abfälle einer Knochen- und Geweihschnitzerwerkstatt. Aus diesen Rohstoffen produzierten Handwerker Werkzeuggriffe, Nadeln, Kämme und Schachfiguren. Seit 1171 wurde die erste Stadtmauer, die Barbarossamauer, um die mittelalterliche Stadt errichtet. In einer Zisterne außerhalb der Vitrine entdeckten die Archäologen Ton- und Steinkügelchen – Murmeln aus dem 16. Jahrhundert. Ein Kinderspielzeug, das auch als Munition für besondere Blasrohre diente, mit denen Vögel gejagt wurden.

Mehr unter:

www.archaeologische-vitrine.de

www.aachen.de/elisengarten

www.zeitreise.ac

Station Elisenbrunnen

 

Station Badekultur
Elisenbrunnen

Die heißen Quellen sind der Ursprung Aachens. Sie waren der Grund, warum Menschen sich hier ansiedelten. Im Rahmen der Route Charlemagne ergänzen der Elisenbrunnen und die Archäologische Vitrine im Elisengarten die Themen „Badekultur“ und „Geschichte“.


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